Maria E. Brunner: Berge Meere Menschen

12.09.2005

„Berge Meere Menschen“ beginnt in der Welt der Bauern in einem entlegenen Gebirgstal, deren Alltag geprägt wird von Italianisierung, Krieg und Nachkriegszeit, von den zugewanderten Italienern und einer neuen Form des Fremden, dem Fremdenverkehr.
Da hineingestellt ist das Findelkind, genannt Kostkind, die Protagonistin.
Bereits im Schulalter hat es nur den Aufbruch vom Einödhof im Kopf, weg von den stummen, dumpfen täglichen Verrichtungen. Tiefe Entfremdung vom Kostplatz führt zum unablässigen Wunsch wegzugehen.
Die Enge, die Armut, die Demütigungen und die gewaltsame Wortlosigkeit des Jungbauern und Kostherrn wird in Krankheiten bei der Jungbäuerin und Rastlosigkeit beim Kostkind somatisiert – und führt bei beiden zu lebenslanger Unbehaustheit.
Die Stadt unter dem Vulkan bildet nur eine vorläufige Station der Gier nach einem neuen Leben und bringt keine wirkliche Befreiung, sondern nur neue Formen der Verstrickung, der Abhängigkeit. Das Aufbegehren dagegen und die Loslösung werden zu einer mühevollen Initiation.
Die Nachricht vom Sterben der Frau des Kostherrn bildet den Anlass für die zwar herbeigesehnte, aber doch lange nicht mögliche Rückkehr dorthin, wo es für die beiden Frauen nie einen eigenen Platz geben konnte: an den Ausgangspunkt der Reise oben auf dem Berg. Der wieder nur Station bleiben wird.

Beteiligte:
Verlag Folio (Verlag)
Brunner Maria E. (Autor/in)

Genre: AutorInnenlesung

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folio: Transfer

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Thema:Literatur
Sprache: Deutsch
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